Ein Ort, an dem die Energiewende schon funktioniert

Der GreenTEC Campus (GTC) in Enge-Sande ist kein Ort der Theorie – er ist ein echtes Versuchsfeld für die Energiezukunft. Auf dem über 130 Hektar großen Gelände wird heute schon gezeigt, wie sich Energie aus Wind, Sonne und modernen Speichern intelligent steuern lässt. Das Herzstück: ein Energiemanagementsystem (EMS), das unter anderem mit Künstlicher Intelligenz automatisiert werden soll.

Was hier geschieht, ist nicht nur für Energieexperten interessant – es betrifft uns alle. Denn das, was in Enge-Sande erprobt wird, kann Vorbild für ganze Kommunen, Unternehmen und Privathaushalte sein. Vor allem für kleine und mittlere Betriebe eröffnet sich die Chance, selbst aktiv zur Energiewende beizutragen und gleichzeitig unabhängiger und wirtschaftlicher zu wirtschaften.

Was ist ein Energiemanagementsystem (EMS)?

Ein EMS ist das „Gehirn“ eines vernetzten Energiesystems. Es misst und steuert, wann Strom erzeugt, gespeichert, verbraucht oder ins Netz eingespeist wird. Dabei gleicht es laufend ab:

· Wie viel Strom erzeugen Windräder, Solaranlagen und andere Quellen aktuell?

· Wie viel Energie wird gerade verbraucht – z. B. durch Ladesäulen, Wärmepumpen oder Maschinen?

· Ist es sinnvoll, Energie zu speichern oder bestimmte Verbraucher automatisch zu- oder abzuschalten?

Ein intelligentes EMS trifft all diese Entscheidungen automatisch. Es gleicht Erzeugung und Verbrauch optimal ab – und berücksichtigt dabei auch Wetterprognosen, historische Verbrauchsdaten und tagesaktuelle Preise.

Der technologische Quantensprung: Künstliche Intelligenz im EMS

Künstliche Intelligenz (KI) macht aus einem reinen Steuerungssystem ein lernfähiges, vorausschauendes Werkzeug. Noch wird sich manuell mit den unten aufgezählten Fragestellungen beschäftigt, doch in der Zukunft soll das KI-EMS auf dem GreenTEC Campus in Echtzeit Tausende von Datenpunkten analysieren:

· Wie viel Strom wird in den nächsten Stunden durch Sonne und Wind erzeugt?

· Wann ist mit einem hohen Stromverbrauch zu rechnen?

· Welche Speicher sollten ent- oder beladen werden?

· Wie lassen sich Lastspitzen vermeiden?

Die KI erkennt Muster im Verbrauch und in der Erzeugung. Sie „versteht“ also, dass z. B. an sonnigen Tagen mittags ein Überschuss besteht, den man speichern oder für das Laden von E-Autos nutzen sollte. Und sie weiß auch, dass abends mehr Strom gebraucht wird – etwa fürs beheizte Trainingsbecken im OffTEC-Zentrum oder für die Wärmepumpen.

So entstehen automatische, datengestützte Entscheidungen, die Kosten senken, den CO₂-Ausstoß reduzieren und die Energieversorgung zuverlässiger machen.

Die Realität & Zukunft auf dem GreenTEC Campus

Der GreenTEC Campus bringt eine Vielzahl an Energiequellen, Speichern und Verbrauchern zusammen:

· Fünf Kleinwindanlagen, zahlreiche Photovoltaikflächen, auch in Agri-PV-Anwendung (auf landwirtschaftlichen Flächen),

· Ein großer Batteriespeicher mit 500 kWh Kapazität sowie zwei Schwungradspeicher, die besonders schnelle Energieumschläge ermöglichen,

· 12 Ladesäulen für Elektrofahrzeuge,

· Mehrere Wärmepumpen in den Gebäuden,

· Und ein beheizbares Trainingsbecken.

All das wird aktuell durch ein zentrales, EMS koordiniert.

Die Erfolge sind greifbar:

· Der Eigenverbrauchsanteil steigt deutlich, der Bezug aus dem öffentlichen Netz sinkt.

· Teure Verbrauchsspitzen werden automatisch geglättet – das spart Stromkosten. · Die Ladevorgänge der Fahrzeuge werden intelligent verteilt – ohne Einschränkungen im Betrieb. · Bei Störungen reagiert das System sofort – Verbraucher werden abgeregelt, Speicher kompensieren.

Warum das alle etwas angeht

Was auf dem GTC im Kleinen funktioniert, lässt sich auf andere Kontexte übertragen – besonders auf:

1. Kommunen

Städte und Gemeinden mit eigenen Solaranlagen, Wärmenetzen oder Fuhrparks profitieren besonders von EMS. So kann etwa ein Rathaus mit PV-Dach und Batteriespeicher den Eigenverbrauch erhöhen, Straßenlaternen oder Ladeinfrastruktur vorausschauend steuern oder Wärmepumpen zur richtigen Tageszeit betreiben.

2. Unternehmen

Gerade für kleine Betriebe mit schwankendem Strombedarf (z. B. durch Maschinen, Kühlung oder E-Mobilität) lohnt sich ein EMS. Es schützt vor teuren Lastspitzen, nutzt Eigenstrom besser aus und sorgt für Transparenz.

3. Haushalte

Immer mehr private Haushalte haben PV-Anlagen, Batteriespeicher und Wärmepumpen. Ein Home-EMS kann alle Komponenten so aufeinander abstimmen, dass der Strom möglichst im eigenen Haus bleibt – unabhängig, kosteneffizient und klimafreundlich.

Konkrete Vorteile eines (KI)-EMS

VorteilWirkung
KostensenkungVerbrauch wird auf günstige Zeiten verlagert, Stromspitzen entfallen
NetzentlastungDurch intelligentes Lastmanagement werden Überlastungen vermieden
CO₂-EinsparungErneuerbare werden optimal genutzt, fossile Backup-Leistungen sinken
Mehr AutarkieEigenstrom wird besser genutzt, weniger Netzabhängigkeit
Höhere AusfallsicherheitAutomatische Reaktionen auf Störungen oder Netzausfälle
TransparenzAlle Energieflüsse sind einsehbar und steuerbar

Fazit: Ein Blick in unsere Energiezukunft

Der GreenTEC Campus beweist: Intelligente Energiesysteme mit Unterstützung durch Künstliche Intelligenz sind keine Zukunftsvision – sie funktionieren bereits heute. Sie machen erneuerbare Energie kalkulierbar, verlässlich und wirtschaftlich. Gerade für kleine Unternehmen, Kommunen und Haushalte wird das Thema jetzt relevant:

· Weil Energiekosten steigen.

· Weil Versorgungssicherheit wichtiger wird.

· Und weil der Beitrag zum Klimaschutz in unserer Hand liegt.

Ein KI-gestütztes EMS ist dafür ein zentrales Werkzeug – lernfähig, effizient und nachhaltig. Wer heute darüber nachdenkt, seine Energieversorgung zu modernisieren, sollte eines wissen:

Die Energiewende gelingt nur mit intelligenter Steuerung.

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