Warum wir nicht auf die Politik warten sollten – und wie inhabergeführte Unternehmen gemeinsam die Wirtschaft von unten stärken können

Die entscheidende Frage für unsere Zukunft

Dezember 2025: Zum Jahreswechsel stellen sich viele Unternehmerinnen und Unternehmer eine zentrale Frage: Wie wird das kommende Jahr? Und noch wichtiger: Was haben wir selbst in der Hand, um es zu gestalten?

Dieser Satz ist keine hohle Phrase, sondern die Quintessenz dessen, was erfolgreiche Unternehmer-Netzwerke in ganz Deutschland beweisen. Die gute Nachricht lautet: Wir haben mehr in der Hand als wir manchmal glauben. Vorausgesetzt, wir handeln – und zwar gemeinsam.

Mittelstand stärken – Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache

Vier Geschäftsleute sitzen im Meeting und entwickeln gemeinsam Strategien – Symbol dafür, den Mittelstand zu stärken.

Teil 1: Die wirtschaftliche Lage – sachlich betrachtet

Deutschland befindet sich im zweiten Rezessionsjahr in Folge. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte 2024 um 0,2 %, für 2025 prognostizieren Wirtschaftsinstitute bestenfalls ein Mini-Wachstum von 0,4 %. Das ist Schlusslicht-Niveau unter den G7-Staaten.

Die Industrieproduktion erreichte im Dezember 2024 den niedrigsten Stand seit Mai 2020 – dem Höhepunkt des Corona-Einbruchs. Die Arbeitslosigkeit stieg auf 6,0 % mit 2,81 Millionen Menschen ohne Beschäftigung. Und die Insolvenzstatistik zeichnet das dramatischste Bild: 22.400 Unternehmensinsolvenzen bedeuten einen Anstieg um 24,3 % gegenüber dem Vorjahr – der höchste Stand seit 2015.

Unternehmerinnen und Unternehmer entwickeln im Meeting Ideen zur Energieunabhängigkeit – gemeinsames Handeln, um den Mittelstand zu stärken.

Die strukturellen Herausforderungen

Energiepreise: Deutsche Industrieunternehmen zahlen etwa 25 % mehr für Strom als der EU-Durchschnitt. Skandinavische Länder bieten Industriestrom für weniger als die Hälfte des deutschen Preises.

Bürokratie: Das ifo-Institut beziffert die entgangene Wirtschaftsleistung durch Bürokratie auf 146 Milliarden Euro pro Jahr. Jede fünfte Arbeitsstunde fließt in manchen Branchen in Dokumentations- und Berichtspflichten.

Fachkräftemangel: Mit 1,4 bis 1,8 Millionen unbesetzten Stellen fehlen der deutschen Wirtschaft Arbeitskräfte in nahezu allen Bereichen. Der volkswirtschaftliche Schaden wird auf bis zu 90 Milliarden Euro jährlich geschätzt.

De-Industrialisierung: BASF schließt Anlagen in Ludwigshafen und investiert Milliarden in China. Volkswagen baut über 35.000 Stellen ab. Die Investitionsbilanz zeigt: 2022 flossen 125 Milliarden Euro mehr Direktinvestitionen aus Deutschland ab als herein.

Gruppe von Unternehmerinnen und Unternehmern im Austausch über neue Ideen – gemeinsamer Dialog, um den Mittelstand zu stärken.

Die Lage in den Kernbranchen des Mittelstands

Handwerk: Die durchschnittliche Auftragsreichweite sank auf 9,7 Wochen. 4.350 Betriebe mussten 2024 Insolvenz anmelden. Gleichzeitig suchen 125.000 Handwerksbetriebe in den nächsten fünf Jahren einen Nachfolger.

Gastronomie: Real lagen die Umsätze 2024 um 13,1 % unter dem Vor-Corona-Niveau. 78 % der Betriebe fahren Investitionen zurück, fast 6 % sehen sich zur Betriebsaufgabe gezwungen.

Einzelhandel: Nach Jahren des Rückgangs ein reales Plus von 1,3 % – aber internationale Plattformen wie Temu und Shein setzen lokale Händler unter massiven Preisdruck.

Warum politische Lösungen auf sich warten lassen

Die Ampelkoalition zerbrach im November 2024. Neuwahlen im Februar 2025, Koalitionsverhandlungen, Regierungsbildung – das dauert Monate. Selbst wenn eine neue Regierung ambitionierte Reformen beschließt: Die angekündigte Körperschaftsteuersenkung greift frühestens 2028. EU-Richtlinien müssen bis 2027-2029 umgesetzt werden.

Die realistische Einschätzung: Für inhabergeführte KMU, die jetzt mit Herausforderungen kämpfen, sind das keine relevanten Zeithorizonte. Wer auf schnelle politische Lösungen wartet, wird enttäuscht werden.

Unternehmer betrachtet Marktanalyse zu Risiken und Chancen für 2026 am Computer – Entscheidungsgrundlage, um den Mittelstand zu stärken.

Teil 2: Was wir selbst in der Hand haben

Die gute Nachricht: Der deutsche Mittelstand hat Stärken, die kein Politiker per Gesetz schaffen kann. Und es gibt zahlreiche Beispiele von Unternehmern, die nicht warten, sondern handeln – mit beeindruckenden Ergebnissen.

Die Kraft der Vernetzung: Erfolgsgeschichten aus der Praxis

Handwerkerinnen und Handwerker aus Elektro-, Tischler- und Installationsbetrieben bei der Arbeit – vielfältige Fachkräfte, die den Mittelstand stärken.

Handwerker-Netzwerke zeigen, wie es geht

Das Netzwerk Holzquadrat aus Nordhorn vereint 13 Handwerksbetriebe aus dem Bau- und Ausbaubereich unter einer gemeinsamen Dachmarke. Bis zu 35 Handwerker können gleichzeitig auf einer Baustelle arbeiten. Die Dachmarke übernimmt Auftragsabwicklung und Marketing, die Betriebe konzentrieren sich auf ihr Handwerk.

Elektromeister Martin Holl gründete nach einem Kapazitätsengpass das Netzwerk Check and Work, das heute 750 Betriebe aus Deutschland, Österreich und Südtirol umfasst. Die Rückmeldequote liegt bei 90 % am gleichen oder nächsten Tag.

Mitarbeiter arbeitet konzentriert an zwei Monitoren in modernem Büro – digitale Prozesse und Produktivität, die den Mittelstand stärken.

Die 4-Tage-Woche funktioniert – gerade im Mittelstand

Von Februar bis September 2024 testeten 45 Unternehmen, vorwiegend KMU, die 4-Tage-Woche unter wissenschaftlicher Begleitung. Die Ergebnisse widerlegen Skeptiker: 82 % der Beschäftigten wollen das Modell fortsetzen. Umsatz und Gewinn blieben stabil, die Produktivität stieg leicht.

Unternehmerin analysiert Gemeinwohl-Bilanz, um nachhaltige Maßnahmen wie faire Partnerschaften, Recycling und Mitarbeiterzufriedenheit umzusetzen – Schritte, die den Mittelstand stärken.

Gemeinwohlorientiertes Wirtschaften als Zukunftsmodell

Rund 160.000 Unternehmen in Deutschland wirtschaften gemeinwohlorientiert – mit 3,2 Millionen Beschäftigten. Der Outdoor-Ausrüster VAUDE erstellte als erstes Unternehmen der Branche eine auditierte Gemeinwohl-Bilanz.

Facharbeiter misst ein Zahnrad mit höchster Präzision – Qualitätsarbeit als Grundlage, um den Mittelstand zu stärken.

Die Hidden Champions: Das unterschätzte Rückgrat

Deutschland beheimatet rund 1.600 Hidden Champions – fast die Hälfte aller Weltmarktführer in Nischenmärkten weltweit. Diese mittelständischen Unternehmen erwirtschaften etwa 25 % der deutschen Exporte.

Die Erfolgsfaktoren sind lehrreich:

  • Durchschnittliche Amtsdauer der Geschäftsführer: 21 Jahre (vs. 6 Jahre bei Großunternehmen)
  • Fluktuationsrate nur 2,7 % (vs. 7,3 % Durchschnitt)
  • Doppelt so hohe F&E-Investitionen wie der Industriedurchschnitt
  • 38 % der Mitarbeiter haben regelmäßigen Kundenkontakt (vs. 8 % bei Großunternehmen)
Dozentin erklärt Unternehmerinnen und Unternehmern die Themen Cloud, KI, Automatisierung und Datenanalyse – digitale Weiterbildung, die den Mittelstand stärkt.

Förderung nutzen – sie steht bereit

26 Mittelstand-Digital-Zentren bilden ein flächendeckendes Netz. Die Unterstützung ist kostenfrei und anbieterneutral. Dazu kommen Landesförderprogramme und das INQA-Coaching mit 80 % Förderung – für das der BDS SH als Netzwerkpartner zur Verfügung steht.

Die Erfolgsgeschichten haben einen gemeinsamen Nenner: Unternehmer, die nicht auf Politik warten, sondern selbst handeln, kooperieren und innovieren.

Was Unternehmer-Netzwerke leisten

Unternehmer analysiert digitale Marktgrafiken zu Risiken und Chancen wie Energiepreisen, Fachkräftemangel und Förderung – wichtige Daten, um den Mittelstand zu stärken.

Teil 3: Gemeinsam stärker – die Rolle von Netzwerken

  • Wissenstransfer: Von Unternehmern für Unternehmer – praxiserprobte Lösungen
  • Kooperationschancen: Gemeinsame Aufträge, Kapazitätsausgleich, gegenseitige Empfehlungen
  • Zugang zu Förderung: Lotsen, die durch den Förderdschungel führen
  • Stimme gegenüber der Politik: Gemeinsam mehr Gehör finden als allein
  • Motivation und Inspiration: Austausch mit Gleichgesinnten in herausfordernden Zeiten

Der BDS SH als Ihre Community

Der Bund der Selbständigen Schleswig-Holstein versteht sich als praktisches Kompetenznetzwerk für Selbständige und KMU. Unser Dreiklang der Mitgliedervorteile:

  1. Geld sparen durch Rahmenverträge mit attraktiven Konditionen
  2. Wissen teilen in unserer Community aus über 40 Experten, Coaches und Beratern
  3. Zukunft sichern durch INQA-Coaching mit 80 % Förderung
  4. Mehr zum Thema Mittelstand und KI-Revolution

Unser Leitmotiv: „Gemeinsam unternehmen. Verantwortung leben. Zukunft gestalten.“

Weitere Beiträge

Nach oben scrollen