Wie Sie angreifbare Wirkversprechen vermeiden …

Die rechtsichere Gestaltung einer Praxis-Website kann eine komplexe Angelegenheit sein. Es gibt verschiedene Vorschriften, die beachtet werden müssen, um zu vermeiden, dass Sie als Betreiber der Webseite in die Abmahnfalle tappen – insbesondere beim Heilmittelwerbegesetz (HWG). Das HWG regelt Werbung, die sich auf die Erkennung, Beseitigung oder Linderung von Krankheiten, Leiden, Körperschäden und krankhaften Beschwerden bezieht (§1 HWG).

Erfahren Sie in unserem 90-minütigen Webinar u. a., welche Aussagen Sie zu einer Leistung oder einem Wirkstoff auf Ihrer Website machen dürfen und wie Sie mit rechtssicheren Formulierungen Abmahnungen gänzlich vermeiden.

Referent ist Rechtsanwalt Dr. jur. Stefan Kabelitz aus der Kanzlei Lauprecht Rechtsanwälte Notare in Kiel. Er ist Experte in der Gestaltung von Rechtstexten für Websites (AGB, Datenschutzerklärungen, Widerrufsbelehrungen) sowie der Gestaltung oder Abwehr von Abmahnungen.

Hier die Aufzeichnung des Webinars mit Dr. Srefan Kabelitz vom 18. März 2024

Ergänzende Hinweise des BDS SH

Die evidenzbasierte Medizin (EBM) setzt einen hohen Standard für die Beurteilung und Anwendung medizinischer Therapien und Verfahren. Sie basiert auf der Nutzung der besten verfügbaren Beweise aus wissenschaftlicher Forschung, um Entscheidungen über die Versorgung von Patienten zu treffen. Randomisierte Kontrollstudien (RCTs) werden dabei oft als Goldstandard angesehen, da sie durch die Randomisierung und Kontrolle vieler Störfaktoren eine hohe Evidenzqualität bieten

Mögliche Nachteile für Patienten

Die strikte Auffassung, dass nur medizinische Verfahren und Therapien, die dem Goldstandard der evidenzbasierten Medizin (EBM), insbesondere randomisierten Kontrollstudien (RCTs), entsprechen, als lauter und akzeptabel betrachtet werden sollten, kann unbeabsichtigte negative Konsequenzen haben. Diese Sichtweise könnte den Zugang zu nützlichen medizinischen Interventionen beeinträchtigen und somit die Gesundheit vieler Menschen negativ beeinflussen. Hier sind einige Thesen, die diese Perspektive verdeutlichen:

Verzögerung des Zugangs zu innovativen Therapien

Die strikte Einhaltung von RCTs als einziger Goldstandard kann dazu führen, dass innovative Therapien, für die solche Studien noch nicht vorliegen oder schwer durchzuführen sind, verzögert werden. Dies kann insbesondere in Bereichen wie seltenen Erkrankungen oder in Situationen, in denen rasch handelnde Therapien benötigt werden, den Zugang zu potenziell lebensrettenden Behandlungen verzögern.

Vernachlässigung von Erfahrungswissen und individueller Anpassung

Die ausschließliche Fokussierung auf RCTs vernachlässigt das klinische Erfahrungswissen und die Bedeutung individueller Behandlungsanpassungen. In der Praxis sind viele Behandlungen individuell auf den Patienten zugeschnitten, basierend auf dessen spezifischen Bedürfnissen und Umständen. Eine zu enge Auslegung von EBM kann diese wichtigen Aspekte der Patientenversorgung unterbewerten.

Ausschluss traditioneller und alternativer Medizin

Viele Formen traditioneller und alternativer Medizin verfügen möglicherweise nicht über die Art von Evidenz, die in RCTs generiert wird, haben aber in bestimmten Kulturen und Gemeinschaften eine lange Geschichte nachgewiesener Wirksamkeit und Sicherheit. Die strikte Ablehnung solcher Therapien aufgrund fehlender RCT-Evidenz kann den Verlust wertvollen traditionellen Wissens bedeuten und Patienten Alternativen vorenthalten, die ihre Lebensqualität verbessern könnten.

Beeinträchtigung globaler Gesundheitsinitiativen

In Ländern mit begrenzten Ressourcen kann die Forderung nach RCT-basierter Evidenz für alle Interventionen praktisch unerreichbar sein. Dies könnte dazu führen, dass wirksame und kosteneffiziente öffentliche Gesundheitsmaßnahmen, die auf anderen Arten von Evidenz oder empirischen Daten basieren, nicht implementiert werden, was die globalen Bemühungen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und zur Reduzierung von Krankheitslasten behindert.

Überbewertung von RCT-Evidenz kann irreführend sein

Nicht alle RCTs sind gleich geschaffen; manche leiden unter methodischen Mängeln, kleinen Stichprobengrößen oder Interessenkonflikten. Die Annahme, dass alle RCT-basierten Evidenzen überlegen sind, kann zu einer Überbewertung bestimmter Therapien führen, während andere, möglicherweise effektive Interventionen ohne RCT-Evidenz, aber mit starker anderweitiger Unterstützung, übersehen werden.

Die strikte Auffassung, dass nur RCT-basierte Therapien als valide betrachtet werden sollten, übersieht die Komplexität und Vielfalt der medizinischen Praxis und Forschung. Eine ausgewogene Betrachtung, die verschiedene Evidenzquellen und klinische Erfahrungen einbezieht, ist notwendig, um den bestmöglichen Gesundheitszustand für Menschen weltweit zu fördern.

Wolfgang Koll

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