Berufliche Orientierung an Schulen in SH – ein Missverständnis auf beiden Seiten

Die berufliche Orientierung an Schulen in Schleswig-Holstein ist ein Missverständnis auf beiden Seiten. Schüler:innen, Lehrer:innen und Unternehmer:innen sind unzureichend vorbereitet und verstehen oft nicht die eigentliche Aufgabe und Absicht der Praktika im Rahmen der Beruflichen Orientierung.

In der Sekundarstufe I absolvieren Schüler:innen „Betriebspraktika“, während in der Sekundarstufe II ein zusätzliches „Wirtschaftspraktikum“ absolviert wird. Diese Praktika sollen den Schüler:innen Einblicke in Arbeit, Betriebsabläufe und volkswirtschaftliche Zusammenhänge ermöglichen. Die Schulen haben dabei die Verantwortung, die Formen, Dauer und Jahrgangsstufen der Betriebspraktika festzulegen. Eine betriebswirtschaftliche Vorbereitung und Nachbereitung sind den Schüler:innen zugesichert. Das „Praktikum Plus” soll die Verzahnung von allgemeinbildenden und beruflichen Schulen fördern.

Trotz dieser Bemühungen wird die berufliche Orientierung als unzureichend kritisiert. Sowohl Schüler:innen als auch Lehrer:innen und Unternehmer:innen sind nicht ausreichend vorbereitet. Es fehlen klare und praktikable Vorgaben auf beiden Seiten. Ähnlich wie bei der Bundeswehr mit Jugendoffizieren sollten Unternehmer:innen als Mentoren fungieren und ihre Unternehmen sowie das Unternehmertum in Schulen präsentieren.

Dialog zwischen Schulen und der Wirtschaft intensivieren

Ein Lösungsansatz besteht darin, den Dialog zwischen Schulen und der Wirtschaft zu intensivieren. Unternehmer:innen könnten als Mentoren in die berufliche Orientierung eingebunden werden, um den Schüler:innen praxisnahe Einblicke in verschiedene Unternehmen und Berufsfelder zu ermöglichen. Gleichzeitig sollten Unternehmer:innen die Schulen besuchen und den Lehrkräften ihre Perspektiven und Anforderungen an zukünftige Arbeitskräfte näherbringen.

Darüber hinaus sollten Schulen und Unternehmen gemeinsam praxisorientierte Projekte entwickeln, um den Schüler:innen einen realitätsnahen Einblick in die Arbeitswelt zu bieten. Dies könnte beinhalten, dass Schüler:innen in Teams konkrete Aufgabenstellungen bearbeiten, die von Unternehmen gestellt werden.

Das Ziel: Berufliche Orientierung an Schulen in Schleswig-Holstein verbessern

Um die berufliche Orientierung an Schulen in Schleswig-Holstein zu verbessern, müssen wir folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Klare Vorgaben und Standards: Es bedarf einheitlicher Richtlinien für Betriebspraktika, Wirtschaftspraktika und das “Praktikum Plus”. Schulen und Unternehmen sollten klare Leitlinien erhalten, um die Qualität und den Nutzen der Praktika zu gewährleisten.
  • Stärkere Einbindung der Wirtschaft: Unternehmen sollten als Mentoren fungieren und aktiv in die berufliche Orientierung eingebunden werden. Sie sollten regelmäßig Schulen besuchen, um ihre Perspektiven und Anforderungen an zukünftige Arbeitskräfte zu teilen.
  • Praxisnahe Projekte und Aufgaben: Schulen und Unternehmen sollten gemeinsam praxisorientierte Projekte entwickeln, bei denen Schüler:innen realitätsnahe Einblicke in die Arbeitswelt erhalten und konkrete Aufgabenstellungen bearbeiten können.
  • Gezielte Unterstützung für Lehrer:innen: Lehrkräfte sollten regelmäßige Fortbildungen und Ressourcen erhalten, um sie besser auf die Durchführung und Begleitung der beruflichen Orientierung vorzubereiten. Dies umfasst auch die Vermittlung von Kenntnissen über aktuelle Arbeitsmarktbedingungen und Berufsbilder.
  • Erweiterte Netzwerke und Kooperationen: Schulen sollten verstärkt mit Unternehmen, Kammern, Verbänden und weiteren relevanten Akteur:innen zusammenarbeiten, um den Schüler:innen ein breites Spektrum an beruflichen Möglichkeiten aufzuzeigen und ihnen Zugang zu Praktikumsplätzen und Ausbildungsangeboten zu erleichtern.

Indem wir diese Forderungen umsetzen, können wir die berufliche Orientierung an Schulen in Schleswig-Holstein verbessern und den Schüler:innen eine solide Grundlage für ihren beruflichen Werdegang bieten. Es ist an der Zeit, gemeinsam die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen.


Bilder: ©westfotos.de_AdobeStock

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